
Gerade in den Künsten birgt der Begriff des Kanonischen Fallstricke und Verwicklungen, die die Schnüre der tragenden Struktur immer weiter um den atmenden Raum des ästhetischen Prozesses spannen. Die unterschiedlichen künstlerischen Prozesse bilden sich doch eigentlich miteinander als und in ein Netzwerk, als eine verwobene Faserlandschaft, die einzelne künstlerische Forschungsformen miteinander verwebt und zu „den Künsten“ werden lässt – als dialogisch interaktives System.
Doch warum wollen wir dann einen kanon entwickeln, wie kommen wir dazu, uns des erstickenden Wortkorsetts „kanon“ zu bedienen und uns in eine fragwürdige Wort-Geschichte einzureihen, die einen Normbegriff verstetigt? Die Kenntnis der uns bedingenden Umstände als selbständig tätige künstlerisch Praktizierende kann uns befähigen, und darin beweglich zu fühlen und die eigene Mündigkeit innerhalb eines Netzwerkes aus unterschiedlichen Wissens- und Erfahrungsformen vertreten zu können.
Dieser kanon will deshalb ebendiese schambehafteten Umstände ästhetischer Arbeitspraxis, die durch Selbstausbeutung, Konkurrenzdruck, künstlerischen Anspruch und formale Voraussetzungen mit definiert werden, kenntlich machen. Als Bewegungsimpuls, der eine kanonische Praxis als Netz verwebt und sie damit als dialogisches Gegenüber zum vermeintlichen Normativen entwirft.